DAS INTERVIEW
zum Abschluss der HANNOVER MESSE 2003
Zum neunten Mal war die Wasserstoff-
und Brennstoffzellen-Branche überwiegend auf dem
Gemeinschaftsstand in der Energie-Halle 13 versammelt.
Für die Newsletter- Redaktion „Treffpunkt
Brennstoffzelle“ zog Werner Stützel mit Arno
A. Evers, Veranstalter der Ausstellung „Hydrogen
+ Fuel Cells“, Bilanz der diesjährigen Hannover-Messe
(7. bis 12. April 2003). Dazu im Fokus die neue „Virtual
Fair“ und Ausblick auf 2004 und die weitere Messebeteiligung.
Herr Evers, wenn man die sechs Messetage verfolgt
hat, wurde schnell deutlich, dass die Wasserstoff- und
Brennstoffzellenbranche hier in Halle 13 eine Art „Hotspot“
im Messeumfeld gewesen ist.
Das sehe ich ebenso. Vergleicht man die Entwicklung
mit dem Vorjahr, dann hat sich tatsächlich eine
Menge getan, hat sich eine Dynamik entwickelt, mit der
sicherlich viele Beobachter so nicht gerechnet hatten.
Ich denke aber auch, dass unsere Konzeption, die wir
seit 1995 mit dem Slogan „Go to where the Market
is!“ auf dem Gemeinschaftsstand verfolgen, jetzt
ihre Früchte trägt. Wir haben hier einen Marktplatz
mit einem umfassenden Servicepaket aufgebaut, der unseren
Ausstellern wie unseren Besuchern das Gefühl einer
wirklichen Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Anliegen
vermittelt. So können sich ausstellende Unternehmen
ganz auf ihre Messegäste konzentrieren, ohne sich
nebenher auch noch um organisatorische Dinge kümmern
zu müssen. Dieser Gemeinschaftsgedanke wird an
jedem Messeabend durch unser „get together“
mit Büffet und Unterhaltung nachhaltig gefestigt.
Mit dem Besuch des Gemeinschaftsstands konnten
die Aussteller doch recht zufrieden sein, zumal die
Messe insgesamt einen deutlichen Besucherrückgang
im Vergleich zu den Vorjahren hinnehmen musste?
Das waren sie auch. Unsere Aussteller hatten an allen
Messetagen gut zu tun. Allein an unserem Informations-Tresen
meldeten sich über 1000 Messegäste. Was aber
fast noch wichtiger ist – sehr gelobt wurde die
Qualität der Messebesucher. Wir registrierten insbesondere
Entscheider wie Geschäftsführer, Verkaufsdirektoren,
Verantwortliche in ihren Unternehmen für Forschung
und Entwicklung. Sie kamen aus 67 Ländern. Das
waren also genau jene Besucher, die unsere Aussteller
brauchen, um ihre Produkte, Dienstleistungen und –
ja – auch ihre neuen Ideen dem internationalen
Markt vorzustellen.
Ein wesentlicher Programmpunkt dieses Gemeinschaftsstands
waren wiederum die täglichen Foren...
Stimmt. Sie sind aus unserer Konzeption nicht mehr
wegzudenken, sie haben sich erneut als Kristallisationspunkt
des Messegeschehens auf unserem Gemeinschaftsstand bewährt.
Jeder unserer Aussteller kann dort, mitten unter den
Messeständen, in Form eines Interviews jeweils
20 Minuten sich selbst und seine Ausstellungsprojekte
präsentieren. Diese Möglichkeit haben in diesem
Jahr 122 Diskussionsteilnehmer aus 19 Ländern genutzt.
Übrigens vor überwiegend sehr interessiertem
Publikum. Darüber hinaus haben wir erstmals in
diesem Jahr Round- Table-Gespräche geführt
mit jeweils mehreren Podiumsteilnehmern geführt.
Die Themenpalette reichte von Produktion und Speicherung
des Wasserstoffs über Codes und Standards bis zu
den verschiedenen Brennstoffzellen-Anwendungen (portabel,
mobil, stationär).
Nun haben Sie zu Beginn der Hannover-Messe 2003
die sogenannte „Virtual FAIR“, also eine
virtuelle Messe, gestartet. Welche Idee steckt dahinter?
Am 6. April 2003 haben wir mit vier Unternehmen, die
nicht real Aussteller auf dieser Hannover-Messe waren,
die „Virtual Fair“, die Messe im Internet,
eröffnet. Und doch sind sie weiterhin gewissermaßen
Teil unseres Gemeinschaftsstandes, nicht nur weil sie
auch auf unserem Lageplan eingetragen sind. So sind
sie in all unsere Aktivitäten vor, während
und jetzt ebenso nach der Hannover-Messe eingebunden.
Dies hat beispielsweise dazu beigetragen, dass der Film,
in dem sich Geschäftsführer Manfred Stefener
von der SFC Smart Fuel Cell AG den virtuellen Besucher
vorstellt, an den fünf Hannover-Messe-Tagen 89-mal
abgespielt wurde. Insgesamt wurde die virtuelle Messe
von Montag bis Freitag mehr als 1000-mal angeklickt.
Verstehen Sie somit die „Virtual FAIR“
als das Modell einer modernen Messezukunft?
Ich bin davon überzeugt, dass sich diese Konzeption
bewähren wird. Selbstverständlich muss man
dabei berücksichtigen, dass alles Neue im Internet
eine gewisse Zeit braucht, um akzeptiert und dann intensiv
genutzt zu werden. Aber bereits jetzt liegen den virtuellen
Ausstellern qualifizierte Anfragen von „virtuellen
Messebesuchern“ vor.
Wie sieht denn das Konzept der virtuellen Messe
konkret aus?
Neu ist, und deshalb glaube ich mit Blick auf ähnliche,
gescheiterte Versuche auch an den Erfolg , dass beim
Aufruf der Website http://www.virtual-fair.com und des
beteiligten Unternehmens als Benutzeroberfläche
der jeweilige Messestand erscheint, in den sozusagen
die gesamte Navigation eingebaut ist. Er kann dann die
vier Komponenten einer jeden Messepräsentation
– People, Posters, Products, Prospects –
auf diesem virtuellen Stand aufrufen, Filme abspielen,
sich im 360-Grad-Panorama- Blick umsehen und nach Bedarf
auch Prospekte, Produktbeschreibungen und weitere Informationen
downloaden.
Für den virtuellen Aussteller hat eine solche
Präsentation erhebliche Kostenvorteile?
Ganz sicher. Es lässt sich leicht ausrechnen,
dass bei einem Jahresbeitrag von 8950 Euro oder Dollar
der einzelne Messetag unschlagbare 24,50 Euro/Dollar
kostet. Aber es gibt eine Reihe weiterer Vorteile. So
ist ein ganzes Jahr lang Messe, rund um die Uhr. Es
gibt zum Beispiel keine festen Öffnungszeiten,
kein Einpacken und Verschicken von Exponaten, kein Schleppen
von Prospekten und Postern, die zuvor gedruckt oder
hergestellt werden mussten, keine Personalkosten auf
den Ständen, keine Reisekosten, und teure Hotelzimmer
werden auch nicht gebraucht. Ein wichtiges Argument
ist zudem die Aktualität. Es gibt nämlich
keine veralteten Informationen mehr, da sie jederzeit
upgedatet werden können. Neue Aussteller können
jederzeit hinzukommen. Bereits zehn Tage nach der Anmeldung
eröffnen wir den virtuellen Messestand.
Aber ist die virtuelle Messe nicht als Konkurrenz
zu den realen Veranstaltungen zu sehen?
Ich denke nicht. Ich verstehe die „Virtual Fair“
als Ergänzung einer realen Ausstellung, um neue
Produkte beispielsweise auch nach einem Messeschluss
vorstellen zu können, ohne auf die nächste
Veranstaltung warten zu müssen. Und wenn ich eingangs
vom Gefühl der Gemeinschaft auf unserem Stand mit
persönlichen Kontakten und Gedankenaustausch unter
Kollegen gesprochen habe, dann bleibt das auch in Zukunft
einer realen Messe vorbehalten. Die komplette Internetdokumentation
der diesjährigen Hannover-Messe mit Fotos, Statements,
Filmen und Panoramabildern ist unter der bekannten Adresse
https://www.hydrogenambassadors.com zu erreichen.
Nun noch ein Ausblick auf 2004. Der Gemeinschaftsstand
feiert seine zehnte Beteiligung und gleichzeitig steht
fest, dass er wegen der neuen Messestruktur erst 2006
wieder aufgebaut werden kann.
Zunächst: Wir werden uns zur Zehn-Jahresfeier
vom 19. bis 24. April 2004 sicher wieder etwas Besonderes
einfallen lassen. Wir werden unsere bewährte und
gelobte Konzeption weiter verfeinern und ausbauen. Richtig
ist auch, dass die Energiebranche künftig nur in
den geraden Jahren auf der Hannover-Messe ausstellen
und deshalb 2005 nicht in Hannover vertreten sein wird.
Ob dieser Rhythmus für die inzwischen sehr dynamische
Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche der richtige
ist, muss sehr wohl überdacht werden.
Herr Evers, ich danke Ihnen für das Gespräch.
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