Hydrogen
+ Fuel Cells auf der Hannover Messe 2002:
Komplette Brennstoffzellen-Szene inklusive verwandter
Themen an einem Ort versammelt
Fragen an Dr. Werner Tillmetz, Geschäftsführer
Ballard Power Systems GmbH, Kirchheim/Teck-Nabern
20. Februar 2002
FAIR-PR: Anfang Oktober 2001 gingen
die Anteile der Xcellsis-Mütter DaimlerChrysler
und Ford vollständig an Ballard Power, den weltweit
führenden Entwickler und Hersteller von Brennstoffzellen
und Brennstoffzellen-Systemen für stationäre
und mobile Anwendungen. Gleichzeitig erhöhten die
Automobilhersteller ihre Anteile an dem kanadischen
Unternehmen erheblich. Wie wirkt sich das auf Ihr Kerngeschäft
aus?
Dr. Werner Tillmetz: Durch den Zusammenschluss
der Firmen Ballard, Xcellsis und Ecostar zu einer Firma
können künftig sowohl Komponenten wie das
Brennstoffzellen-Stack oder der Reformer als auch komplette
Systeme und Antriebe aus einer Hand angeboten werden.
Auch werden die Entwicklungsprozesse beschleunigt und
die Kosten reduziert. Gleichzeitig werden die Synergien
zwischen den verschiedenen Anwendungen einfacher nutzbar.
Zum Beispiel kann ein Brennstoffzellen-System aus einem
PkW-Antrieb nun sehr einfach auch für stationäre
Anwendungen eingesetzt werden.
FAIR-PR: Die Nutzung von Wasserstoff
ist nichts Neues. Mit Leuchtgas, das bis zu 70 Prozent
Wasserstoff enthielt, wurden Häuser beleuchtet
und erwärmt. Doch die Technik wurde ad acta gelegt.
Noch 1995 galt die von Arno A. Evers FAIR-PR organisierte
erste Wasserstoff-Ausstellung auf der HANNOVER MESSE
als etwas Exotisches. Jetzt ist Wasserstoff als sauberer,
leiser, umweltfreundlicher Energieträger in aller
Munde. Was löste den fundamentalen Wandel aus?
Dr. Werner Tillmetz: Die Begrenztheit
der fossilen Energieträger, auf denen fast 100
Prozent unserer Energieversorgung für den Transportsektor
beruhen, tritt immer häufiger in den Vordergrund
des öffentlichen Interesses. Die Lösung können
künftig nur Energieträger auf regenerativer
Basis sein, deren bekanntester Vertreter Wasserstoff
ist, zu denen aber auch Methanol als flüssiger
Wasserstoffträger zählt.
FAIR-PR: Welche Vorteile bietet Methanol,
welcher Wasserstoff?
Dr. Werner Tillmetz: Mit Wasserstoff
können die höchsten Wirkungsgrade, also geringste
Energieverbräuche im Brennstoffzellen-Fahrzeug
realisiert werden. Aufgrund von Speicherproblematik
und begrenzter Infrastruktur bietet sich Wasserstoff
vor allem für Flottenfahrzeuge wie Stadtbusse,
Taxis und Paketdienste an. Methanol als einfachster
flüssiger, synthetischer und auch regenerativ erzeugbarer
Treibstoff bietet dagegen den Vorteil von hoher Reichweite
und einfacher Betankungs-Infrastruktur bei gleichzeitiger
Vermeidung jeglicher Schadstoff-Emissionen.
FAIR-PR: Ihr Unternehmen sitzt in Kanada
- einem relativ umweltbewussten Land. Doch einer der
größten Märkte, die USA, halten nicht
viel von Umweltschutz, die Verweigerung der Kyoto-Beschlüsse
ist ein Hinweis. Andererseits meldete GM jüngst,
man werde auf Wasserstoff-Motoren setzen. Wie wollen
Sie den größten Automobilmarkt der Welt erreichen?
Dr. Werner Tillmetz: Die USA spielen
mit ihrer Zero-Emission-Gesetzgebung in Kalifornien
und den nordöstlichen Bundesstaaten eine Schlüsselrolle
für die Einführung von Brennstoffzellen-Antrieben.
Hinzu kommt die enorme Abhängigkeit von Erdöl-Importen
für die gesamte US-Wirtschaft. Daraus resultiert
ein sehr hohes Interesse für alternative Antriebe
und Treibstoffe, verbunden mit entsprechenden Unterstützungen
des Staates durch Forschungsförderung und Steuererleichterung.
FAIR-PR: Worin besteht die Hauptaufgabe
Ihrer Niederlassung in Kalifornien?
Dr. Werner Tillmetz: Eine wesentliche
Aufgabe unseres Teams in San Diego ist die Betreuung
des US-Marktes. Dazu gehören Wartung und Adaption
der Antriebe, die in Kalifornien im Einsatz sind. Hinzu
kommt eine enge Zusammenarbeit mit Behörden, Mineralölfirmen,
Zulieferern und der Automobilindustrie vor Ort.
FAIR-PR: BMW betreibt bereits eine Wasserstofftankstelle
vor den Toren San Franciscos. Gibt es Synergien zwischen
den Konkurrenten?
Dr. Werner Tillmetz: Für die Einführung
einer so revolutionären Technologie ist eine enge
Zusammenarbeit mit der kompletten Automobil- und der
Energieversorgungs-Industrie notwendig. Dies zeigt sich
sehr deutlich in der California Fuel Cell Partnership',
in der die gesamte Automobilindustrie mit der Brennstoffzellen-Industrie,
der Energieversorgungs-Industrie und den Behörden
zusammenarbeitet. Auch die Tatsache, dass Ballard Brennstoffzellen
an viele Konkurrenten von Daimler und Ford liefert,
beruht unter anderem auf der Notwendigkeit einer gemeinsamen
Treibstoff-Infrastruktur.
FAIR-PR: Sie lieferten kürzlich
ein Brennstoffzellen-System nach Japan an Nissan. Wie
steht es um die politische Unterstützung?
Dr. Werner Tillmetz: Japan kann wahrscheinlich
als eine der führenden Nationen auf dem Gebiet
der Brennstoffzelle bezeichnet werden. Historisch war
der Schwerpunkt in der stationären Anwendung. Inzwischen
hat auch die gesamte japanische Auto-Industrie große
Anstrengungen zu Brennstoffzellen-Antrieben unternommen.
Die politische Unterstützung war und ist nach wie
vor sehr groß. Sowohl in der Forschungsförderung
als auch in der Unterstützung bei der Etablierung
der Treibstoff-Infrastruktur. Wesentlicher Antrieb für
die Politik ist die dramatische Abhängigkeit Japans
vom Import von Erdöl und Erdgas.
FAIR-PR: Die deutschen Politiker haben
offenbar das wirtschaftliche Potenzial erkannt. Nicht
der Forschungsminister, sondern der Wirtschaftsminister
unterstützt mit 50 Millionen Euro die Wasserstofftechnik,
und mit dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz werden
Brennstoffzellen explizit gefördert. Wie wirkt
sich das auf Ihr Unternehmen aus?
Dr. Werner Tillmetz: Wir sehen die Unterstützung
durch die Bundesregierung sehr positiv. Damit kann das
bereits vorhandene und vielleicht weltweit führende
Potential zur Brennstoffzelle in Deutschland relativ
schnell in eine industrielle Nutzung umgesetzt werden.
Ein Beispiel ist unser aktuelles Programm zur Einführung
von tragbaren Brennstoffzellen-Geräten, das über
das ZIP gefördert wird. Generell erfahren wir zur
Zeit eine breite Unterstützung aus allen Parteien,
aus den Ländern und aus der Bundesregierung - auch
innerhalb der EU.
FAIR-PR: In Europa stehen die Zeichen
auf Gas: Italien ist mit knapp 200.000 Autos und fast
400 Tankstellen der Vorreiter. In Deutschland haben
die Gasversorger erst in jüngster Zeit erkannt,
welche Geschäfte sie hier entwickeln können,
denn sie haben die Leitungen, unverzichtbare Grundvoraussetzung
für eine Infrastruktur. Und eben diese Versorger
beginnen, ins Tankstellengeschäft einzusteigen.
Das Geschäft wollen gleichzeitig die Ölmultis:
Aral/BP will bis Ende nächsten Jahres 100 weitere
Gashähne aufdrehen. Auch wenn die Autos, die mit
Ihren Brennstoffzellen fahren, technisch perfekt sind
und Sie Firmen überzeugen, ganze Flotten auszurüsten,
was nutzt es, wenn die Wasserstoff-Tankstellen fehlen?
Wann rechnen Sie mit der entsprechenden Infrastruktur?
Dr. Werner Tillmetz: Auf der Basis des
Erdgasnetzes kann relativ schnell auch ein Netz von
Wasserstoff-Tankstellen entstehen. Denn Wasserstoff
kann an der Tankstelle aus Erdgas erzeugt werden. Die
Einführung einer Methanol-Infrastruktur ist noch
viel einfacher, vergleichbar zur Einführung von
bleifreiem Benzin.
FAIR-PR: Welche Schwächen sehen
Sie heute in der Wasserstoff-Technik, und wie gehen
Sie sie an?
Dr. Werner Tillmetz: Die Schwächen
liegen eindeutig in der Speicherung von Wasserstoff
und der Schaffung einer breiten Infrastruktur. Wir arbeiten
einerseits eng mit den entsprechenden Industrien zusammen,
um diese Themen voranzutreiben. Anderseits kann auch
Methanol eine attraktive und einfach realisierbare Übergangslösung
sein.
FAIR-PR: Welche Chancen sehen Sie in
Märkten außerhalb der Automobilbranche? Welche
Bereiche halten Sie für anwendungsreif?
Dr. Werner Tillmetz: Wir haben ganz aktuell
mit unserem Produkt Nexa', einer 1,2 kW portablen
Stromversorgung, die Produktion gestartet. Dies wird
die erste kommerzielle Brennstoffzelle sein, der Verkauf
des Endprodukts durch Coleman in den USA startet noch
in diesem Jahr. Die stationären Brennstoffzellen
sind wie die mobilen zur Zeit in der Felderprobung.
Der Beginn der Kommerzialisierung ist ab 2003/4 vorgesehen.
FAIR-PR: Sie stellten 2001 zum ersten
Mal beim Gemeinschaftsstand Wasserstoff und Brennstoffzellen
aus. Was veranlasste Sie wiederzukommen?
Dr. Werner Tillmetz: 2001 war insgesamt
ein großer Erfolg, nicht zuletzt durch den Besuch
Bundeskanzler Schröders an unserem Stand. Diese
Messe ist weltweit die größte Industrieschau
und wird damit auch in Zukunft für uns ein Muss
sein. Die Organisation und Betreuung durch Arno A. Evers
FAIR-PR und sein Team sind vorbildlich.
FAIR-PR: Welche Chance bietet Ihnen das
Konzept des vernetzten Gemeinschaftsstandes Wasserstoff
und Brennstoffzellen? Welche Synergien ergeben sich
für Sie als Aussteller daraus?
Dr. Werner Tillmetz: Die komplette Brennstoffzellen-Szene
inklusive der verwandten Themen wie Infrastruktur sind
an einem Ort versammelt. Jeder, der sich für dieses
Thema interessiert, kann sich auf engstem Raum umfassend
informieren.
FAIR-PR: Welche Themen würden Sie
gern bei den Diskussionen auf der Bühne des Gemeinschaftsstandes
gestalten wollen, um Informationslücken der Fachbesucher
zu füllen?
Dr. Werner Tillmetz: Erfahrungen aus
der Felderprobung; die Infrastruktur und politische
Rahmenbedingungen sind für alle bedeutend und sollten
gemeinsam diskutiert werden.
FAIR-PR: Der Wasserstoff-Gemeinschaftsstand
wird sich in der Energie-Halle 13 befinden. Welche Synergien
ergeben sich daraus für Sie?
Dr. Werner Tillmetz: Brennstoffzellen
sind ein zentrales Thema der Energietechnik und ergänzen
idealerweise die anderen Themen der Halle 13 wie Windenergie
und Photovoltaik.
FAIR-PR: Die Hannover Messe gilt weltweit
als die führende Industriemesse. Welche Synergien
ergeben sich für Sie aus der Gesamtschau?
Dr. Werner Tillmetz: Wir sind global
auf vielen verschiedenen Märkten tätig. Damit
ist die Hannover Messe der ideale Treffpunkt für
bestehende und neue Kontakte, sowohl auf der Kunden-
als auch auf der Zuliefererseite.
FAIR-PR: Welche Anwendungen werden Sie
im April 2002 präsentieren ?
Dr. Werner Tillmetz: Wir werden unsere
drei Schwerpunkte zeigen: mobile, stationäre und
portable Anwendungen mit den aktuellsten Produkten.
FAIR-PR: Was erhoffen Sie sich von Ihrer
Präsentation auf der Hannover Messe 2002?
Dr. Werner Tillmetz: Das ist der ideale
Zeitpunkt, um erste Erfahrungen aus unserer neuen Firmenstruktur
und dem Markteintritt bei den portablen Brennstoffzellen
zu kommunizieren.
Das Interview führte Gerda v. Radetzky,
Freie Journalistin in München.
http://www.vonradetzky.de/presse-kontor.html
Statement Dr. Werner Tillmetz
Hygrogen + Fuell Cells auf
der HANNOVER MESSE 2002:
Idealer Treffpunkt für Kunden und Zulieferer
Die HANNOVER MESSE ist der ideale
Treffpunkt für bestehende und neue Kontakte, sowohl
auf der Kunden- als auch auf der Zuliefererseite. Auf
dem Gemeinschaftsstand Hydrogen + Fuel Cells ist die
komplette Brennstoffzellen-Szene inklusive der verwandten
Themen an einem Ort versammelt. Jeder, der sich für
dieses Thema interessiert, kann sich auf engstem Raum
umfassend informieren. Für Ballard ist es der ideale
Zeitpunkt, um erste Erfahrungen aus unserer neuen Firmenstruktur
und dem Markteintritt bei den portablen Brennstoffzellen
zu kommunizieren. Die Organisation und Betreuung durch
Arno Evers und sein Team sind vorbildlich.
Dr. Werner Tillmetz, Geschäftsführer Ballard
Power Systems GmbH, Kirchheim/Teck-Nabern
http://www.ballard.com/
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