Anmerkungen zur HANNOVER MESSE 2003
Thema: Wasserstoff und Brennstoffzellen

Die Stimmung war gut. Sehr gut sogar. Sicher nicht überall auf der diesjährigen Hannover-Messe, aber ganz bestimmt bei der Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche.

In unserem Newsletter-Interview mit dem Veranstalter des Gemeinschaftsstands „Hydrogen + Fuel Cells“ in der Energie-Halle 13 war die Rede von einem „Hotspot“ im Messeumfeld. Das ist sicher richtig. Denn Aussteller wie Besucher waren sich darüber einig, dass die Branche nach Jahrhunderte langem Dornröschenschlaf und einigen vergeblichen Weckküssen noch richtig in Fahrt gekommen ist.

Dieser Eindruck scheint auch bei manchen Politikern angekommen zu sein. Zumindest bei den Landespolitikern, die sich in Halle 13 die Klinke in die Hand gaben. Ministerpräsidenten, Wirtschaftsminister, Umweltminister. Dazu Delegationen aus Asien, Europa, vom amerikanischen Kontinent. Nur in Berlin ist die neue Brennstoffwelle noch nicht angekommen. Bis auf Ute Vogt, Mitglied des Deutschen Bundestags und SPD-Landesvorsitzende von Baden-Württemberg, glänzte die Bundeshauptstadt dieses Jahr durch Abwesenheit.

Auch die Messe-AG hatte wenig Informatives in ihrer Abschluss-Pressekonferenz beizutragen. Bis auf den Satz „Zahlreich vertreten auf der Energy waren auch in diesem Jahr die regenerativen Energien, insbesondere die Windenergie sowie die Brennstoffzellen“ war im Vortrag des Vorstandsvorsitzenden, Prof. Dr. Klaus E. Goehrmann, nichts zu hören. Dabei hätte es sich sicher gelohnt, in Halle 13 einmal genauer hinzusehen, sich den richtigen „Wind“ vom Geschehen beispielsweise auf dem Gemeinschaftsstand um die Spürnase wehen zu lassen. Allerdings, es sei dem Beobachter zu sagen erlaubt, auch vor der Messe kam das Wort „Brennstoffzelle“ in den offiziellen Messeberichten lediglich unter ferner liefen vor. Dies trifft übrigens auch auf weitere Schlussberichte zu, wo die Brennstoffzelle erst gar nicht vorkommt. Ja, haben da manche Leute etwas übersehen?

Offen gesagt, diese geschriebene und verbale Abstinenz haben die Aussteller auf dem Gemeinschaftsstand mit fast 100 Teilnehmern und auf den weiteren Messeständen mit der Brennstoffzellen-Thematik in diversen Hallen nicht verdient. Wo doch immer von Energieverknappung, unstabile Abhängigkeit vom Öl und Gas, von Umwelt- und Klimaschutz gesprochen wird. Wenn es beispielsweise bei dem Round-Table-Gespräch „Production & Storage“ hieß, dass selbst beim Einsatz fossiler Energieträger die Brennstoffzelle unter der Motorhaube die Energieausbeutung um etwa 30 Prozent verbessern könne, müsste allein diese Erkenntnis jeden (Umwelt-)Politiker zu Freudentänzen anregen.

Nun hat die Messe-AG verkündet, dass sie eine neue Fachmesse-Struktur beschlossen hat. Für die Energiebranche bedeutet dies, dass sie künftig nur noch in den geraden Jahren ihre Stände in Hannover aufschlagen wird. Für die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Branche mit ihrer Dynamik zum Durchbruch in Richtung Marktreife kann dieser Zwei-Jahres-Rhythmus keine gute Lösung sein. Zwar hat der designierte Vorstandsvorsitzende Sepp Heckmann während der Abschluss-Pressekonferenz noch „Feinjustierungen“ in die Debatte gebracht, aber an der grundsätzlichen alternierenden Entscheidung wird dies erfahrungsgemäß nichts mehr ändern. Und so ist abzusehen, dass die Branche nach einem neuen Messeplatz Ausschau halten wird. Eine alte Messeregel besagt, dass verlorene Ausstellerbereiche nicht mehr zurückzuholen sind.

Hannover ade für die Brennstoffzelle?

Werner Stützel