Stuttgarter Zeitung online vom 16.06.2000

Forschung pur für Laien

Nur drei Tage diskutieren Wissenschaftler auf der Expo

Wissenschaftliche Projekte sind schwer zu finden auf der Expo.
Doch während einer dreitägigen Konferenz mit hochrangigen
Experten können Besucher in Hannover Wissenschaft pur erleben.

Von Tanja Volz

In ihren unterirdischen Labors sind sie auf der Suche nach dem
Ursprung des Universums. Die Elementarteilchenforscher im
italienischen Gran Sasso versuchen in den Tiefen des
Bergmassivs Neutrinos einzufangen - diese winzigsten Teilchen
der Materie, aus denen letztlich alles besteht. Wie sie das
machen, können Besucher auf der Expo am 12. Juli live
erleben. Während einer dreitägigen Wissenschaftskonferenz
wird es eine Liveschaltung zu den italienischen Physikern
geben. Ein Experte steht in Hannover den Fragen der Besucher
Rede und Antwort.

Eine Satellitenschaltung verbindet die Gesprächsrunde in
Hannover zudem mit der Koldewey-Forschungsstation in der
eisigen Kälte der Arktis oder der schwülen Hitze der
afrikanischen Elfenbeinküste. Dort wartet der
Verhaltensforscher Christophe Boesch mit seinem Team auf
Schimpansen, um sie in ihrer natürlichen Umgebung zu
beobachten. In einem kurzen Beitrag wird er seine
Forschungen dem Publikum in Hannover erklären. Auf diese
internationale Talkshow ist Rolf Steinhilper, Leiter des
Expo-Büros der Wissenschaft stolz: ¸¸Diese Wissenschaftler
arbeiten in extremen Situationen und dies kann in der
Liveschaltung gezeigt werden.''

Die Talkshow ist nur eine von vielen Veranstaltungen während
des dreitägigen Kongresses ¸¸Science and Technology -
Thinking the Future'', einem von insgesamt zehn weltweiten
¸¸Global Dialogues'' während der Weltausstellung. Vom 11. bis
13.Juli treffen sich mehr als 100 namhafte Wissenschaftler aus
der ganzen Welt zu einem Diskussionsforum. Möglich wurde
dieses hochkarätige Wissenschaftsforum, da sich für die Expo
insgesamt acht deutsche Wissenschaftsorganisationen
zusammengetan haben. Dazu zählen beispielsweise die
Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-Planck-
Gesellschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft.

Jeder Interessierte kann daran teilnehmen, allerdings nur, wenn
er sich zuvor angemeldet hat. Dieses Forum, so betonen die
Verantwortlichen, richtet sich vor allem auch an Laien. Selten
kann eine derart gut besetzte Konferenz auch von Schülern
oder ganzen Familien besucht werden - normalerweise sind
derartige Veranstaltungen zu teuer, viel zu fachlich orientiert
und damit vor allem für Forscher und Studenten geeignet. In
Hannover jedoch, so erklärt Projektmanager Ingo Heinemann,
haben auch Laien die Möglichkeit, Wissenschaftler hautnah zu
erleben und mit ihnen zu diskutieren - mit dabei sein werden
etwa die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard oder
der bekannte Neurowissenschaftler Wolf Singer.

Morgens beginnt die Konferenz mit kurzen, allgemein
verständlich gehaltenen Vorträgen. Mittags schließen sich
Podiumsdiskussionen und Workshops an, mit der Möglichkeit
zur Diskussion. Wobei diese Diskussionen im Internet bereits
begonnen haben (www.GermanScience.de). Nachmittags und
abends schließlich gibt es teilweise die Talkshows. Wem
Vorträge und Reden zu abstrakt sind, kann sich während des
Kongresses die Wissenschaftler direkt vornehmen: Im
Tagungszentrum stellen die Forscher persönlich in Filmen,
Plakaten und Modellen ihre Arbeit vor. So kann man sich
beispielsweise mit den verantwortlichen Genetikern über Sinn
und Zweck der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts
auseinandersetzen oder über den digitalen Rucksack für
Internetbenutzer diskutieren.

Ermäßigt für 49 Mark pro Tag (statt normalerweise 69 Mark)
kann jeder die Konferenz besuchen. Teilnahmegebühren fallen
nicht an. Anmeldung: 0341/9809703 oder online über
www.GermanScience.de.

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